Marketing in Zeiten von Corona & danach – was Unternehmen jetzt lernen können!
Die Corona-Krise hat drastische Auswirkungen auf unsere gesamte Wirtschaft. Doch wie sollten Unternehmen in dieser schwierigen Zeit am besten mit Ihren Kunden kommunizieren? Wir zeigen Ihnen, welche Marketingmaßnahmen jetzt relevant sind und welche Entwicklungen durch Corona auch in der Zukunft noch eine Rolle spielen können. Dafür haben wir mit den Marketingexperten Aniko Milz und Hermann Wala gesprochen.
Das erwartet Sie in diesem Artikel:
- Interview mit Aniko Milz und Hermann Wala: Wie kann Marketing in Zeiten von Corona funktionieren?
- 3 aktuelle Beispiele für Marketing in Zeiten von Corona
Wie kann Marketing in Zeiten von Corona funktionieren? Ein Interview mit Aniko Milz und Hermann Wala
Aniko Milz hat Digitale Medien studiert und ist nach ihrem Studium mit einem Praktikum bei OnlineMarketing.de gestartet. Mittlerweile ist sie dort festes Mitglied der Redaktion und schreibt meistens über Themen rund um Social Media.
Hermann Wala ist Markencoach, Bestsellerautor und Speaker. Nach führenden Positionen bei Ogilvy & Mather, Saatchi & Saatchi und Hubert Burda Media gründete er die Marketingagentur WALA Strategy & Brand Consultants. Seit über 25 Jahren berät er seine Mandanten aus den unterschiedlichsten Branchen beim Markenaufbau. Wala gibt Seminare, Workshops, hält Vorträge und ist als Autor tätig.
Wie haben sich Marketingmaßnahmen seit Corona verändert?
Aniko Milz: „Zu Beginn der Corona-Krise waren schnell Anzeigen online, die auf die schwierige Situation aufmerksam machten und im Grunde die Nachricht übermittelten: „Die Zeiten sind schwierig, wir müssen zusammenhalten. Also kauft unser Produkt“. Das hat vielleicht kurzzeitig funktioniert, aber schnell wurde man dieser Anzeigen überdrüssig. Viel nachhaltiger funktionieren Kampagnen, die anpacken. Besonders lokale Geschäfte konnten mit viel Flexibilität von sich überzeugen. Viele Kampagnen wurden in ihrer Ausrichtung kurzerhand von Branding- hin zu Performance-basierten KPIs umgewandelt. Restaurants zum Beispiel, die schnell einen Lieferservice errichtet haben oder Yoga Studios, die ihre Kurse nun online anbieten, konnten schnell auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen und diese so eventuell auch für die Zukunft von sich überzeugen.“
Hermann Wala: „Corona hat dazu geführt, dass unsere Welt Kopf steht. Somit hat sich alles geändert – auch im Marketing. Unternehmen müssen komplett neu denken und handeln, um ihre Zielgruppen zu erreichen. Viele Unternehmen befinden sich gerade im absoluten Ausnahmezustand und legen deshalb ihre Marketingmaßnahmen teilweise auf Eis. Anstatt Marketingbudgets komplett zu kürzen, sollte Marketing aber gerade jetzt als ein elementares Vertriebstool verstanden werden. Es gibt zahlreiche Unternehmen, die zeigen, wie wichtig gezielte Kundenkommunikation aktuell ist.“
Auf welche Marketing- und Kommunikationsstrategien sollten Unternehmen jetzt setzen?
Aniko Milz: „Den Kunden sollte gezeigt werden, dass Umsatz gerade nicht alles ist. Wie bereits gesagt, zählen Flexibilität und Zusammenhalt mehr denn je. Hashtags wie #supportsmallbusinesses oder #supportlocalbusinesses sind am trenden und zeigen toll, wie die Geschäftsführer kleiner Unternehmen sich gegenseitig unterstützen. Und auch wenn Offline-Geschäfte derzeit geschlossen sind, ist es wichtig, auf Social Media präsent zu bleiben. Dort kann zum Beispiel von aktuellen Projekten oder den derzeitigen Umbaumaßnahmen berichtet werden. Ebenso sind Gutschein-Aktionen, wie beispielsweise durch die neuen Sticker bei Instagram, eine tolle Möglichkeit Unterstützung von Followern zu bekommen und eine erste Hilfe nach der Krise zu beziehen.“
Hermann Wala: „Marketingabteilungen müssen jetzt über drei Punkte sprechen:
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- Sinn: Welchen Sinn hat mein Produkt oder meine Dienstleistung für die Zielgruppe und welche Werte stecken dahinter?
- Vertrauen: Wie stelle ich als Unternehmen ein Vertrauensverhältnis zu meiner Zielgruppe her?
- Emotionen: Wie und über welche Kanäle schaffe ich es als Unternehmen, meine Produkte und meine Marke mithilfe von Storytelling zu emotionalisieren?
Gleichzeitig ist Authentizität wahnsinnig wichtig. Mitarbeiter sollten jetzt als Markenbotschafter ihres Unternehmens auftreten. Unternehmen haben so die Gelegenheit, sich nahbar zu zeigen, authentisch zu sein und Vertrauen zu schaffen – genau das was in den aktuellen Krisenzeiten wichtig geworden ist. Gerade auf Social Media funktioniert das sehr gut.“
Mit welchen Marketingkanälen können Unternehmen ihre Zielgruppen aktuell am besten erreichen?
Aniko Milz: „Social ist gerade ein großes Thema. Besonders wichtig ist es deswegen derzeit, alles aktuell zu halten. Auf Instagram lässt sich schnell ein Highlight zu der Situation wegen Corona erstellen. Gerade im Hinblick darauf, dass besonders Stories auf Instagram mehr Aufmerksamkeit erfahren, dürfen diese noch mehr als sonst genutzt werden. Mindestens aber sollte der GMB-Account (Google My Business) auf dem neuesten Stand sein und zum Beispiel geänderte Öffnungszeiten anzeigen. Gerade als lokales Unternehmen, das offline nicht mehr zu erreichen ist, ist ein guter Auftritt hier derzeit das Aushängeschild.“
Hermann Wala: „Unternehmen haben gerade keine andere Wahl, als sich online extrem präsent zu zeigen. Wichtig sind vor allem die Marketingkanäle, mit denen sich die eben genannten Werte (Sinn, Vertrauen und Emotionalität) bestmöglich vermitteln lassen. Dazu gehört auf jeden Fall Social Media, da Unternehmen hier mit ihren Kunden direkt kommunizieren und Storytelling betreiben können.
Aber auch der Print-Bereich sollte nicht vernachlässigt werden. Denn bei Print-Produkten werden alle Sinne angesprochen. Und gerade durch den gesteigerten Wunsch nach Vertrauen und Sinn können Unternehmen z. B. mit einer persönlichen Grußkarte eine starke emotionale Bindung zu ihren Kunden herstellen. Ich bin mir sicher, dass Marketingmaßnahmen im Print-Bereich durch Corona wieder gewinnen können.“
Übrigens: Beim RAAB Verlag können Sie Blankokarten ganz individuell mit eigenem Foto und Text gestalten. So zeigen Sie Ihren Kunden mit einer persönlichen Nachricht, wie wichtig sie Ihnen sind.
Ein Blick in die Kristallkugel: Welche dieser Entwicklungen haben das Potenzial, die Corona-Krise zu überdauern?
Aniko Milz: „Dass Kunden mehr auf lokale Businesses achten und dort einkaufen, ist eine Entwicklung, von der ich mir wünschen würde, dass sie bestehen bleibt. Auch das Gemeinschaftsgefühl, das so entstanden ist, darf gerne die Coronazeit überdauern. Zudem erkennen derzeit viele Unternehmen die Potenziale und den dynamischen Mehrwert von Social-Kampagnen für ihr Branding und setzen diese auf Instagram oder TikTok um. Was letztendlich übrig bleibt, ist wohl tatsächlich nur in der Kristallkugel zu sehen.“
Hermann Wala: „Der Mensch wird vermehrt in den Mittelpunkt gestellt werden. Einerseits der Kunde, aber auch im Unternehmen jeder einzelne Mitarbeiter. Wichtig ist dabei immer: Es muss authentisch sein und Vertrauen schaffen. Jeder von uns wird sich auch in Zukunft bei allem was wir tun, die Sinn- und die Vertrauensfrage stellen. Und hier müssen Unternehmen ansetzen, ihre eigenen Werte ausarbeiten und ihren Kunden genau zeigen, wofür sie und ihre Produkte oder Dienstleistungen stehen.“
Vielen Dank an Aniko Milz und Hermann Wala für die Beantwortung unserer Fragen!
3 aktuelle Beispiele für Marketing in Zeiten von Corona
Ob kleine Start-ups oder Großkonzerne – Unternehmen jeglicher Größe und Branche müssen sich den Herausforderungen der Corona-Krise stellen. Diese Beispiele zeigen Ihnen, wie Unternehmen auf die neue Situation reagieren. Vielleicht ist ja auch die ein oder andere Idee für Ihr Unternehmen dabei?
1. Nivea Men: Vertrauen & Emotionen aufbauen
Viele Unternehmen zeigen sich seit Corona auf Social Media deutlich nahbarer und menschlicher. Ein Beispiel hierfür ist Nivea Men. Anfang April veröffentlichte das Unternehmen ein Video mit Markenbotschafter Jogi Löw unter dem Motto „Gemeinsam schaffen wir das“.
Gleichzeitig haben sich die Mitarbeiter von Nivea Men auf den Social-Media-Kanälen, ähnlich wie viele andere Unternehmen auch, als Team präsentiert und so mehr menschliche Nähe zu ihren Kunden aufgebaut.2. Die Silberfabrik: Schnell & flexibel auf neue Kundenbedürfnisse eingehen
Ob Restaurants, die jetzt einen Lieferservice betreiben oder kleine Buchhandlungen, die die Kundenbestellungen mit dem Fahrrad direkt vor die Haustür bringen – es gibt aktuell zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie Ihre Produkte oder Dienstleistungen trotz Corona verkaufen können.
Ein Beispiel für schnelles Handeln kommt aus München. Hier betreibt Sarah Braconnier die Silberfabrik, eine Kreativwerkstatt, in der sie Siebdruck-Workshops anbietet. In Zeiten von Ausgangsbeschränkungen undenkbar. Kurzerhand entwickelte sie ihr Produkt „Silberfabrik@home“. So können sich Interessierte ein Siebdruck-Paket inklusive Videoanleitung schicken lassen und daheim kreativ werden.
Dank ihrer Community in den Sozialen Medien fand sie per Umfragen schnell heraus, welche Motive für ihre Kunden überhaupt interessant waren und zeigte auf Instagram, wie sie die Druckplatten belichtete, Farben mischte und die Pakete zusammenstellte – all das authentisch, sympathisch und perfekt auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe angepasst.
Gerade in dieser Zeit müssen Unternehmen flexibel sein und auf die Bedürfnisse der User reagieren. Diese veränderten Bedürfnisse haben auch Online Shops für Grußkarten, wie der RAAB Verlag, erkannt. Mithilfe von Blankokarten zur freien Gestaltung können Kunden kreativ werden und Ihren Liebsten in Zeiten von Corona und Ausgangsbeschränkungen persönliche Grüße direkt nach Hause schicken oder beispielsweise „Change the date“-Karten statt „Save the date“-Karten gestalten.
3. Aldi, VW & Co.: Mit Aktionen & Kampagnen Gutes tun
Gerade jetzt können Unternehmen Stellung beziehen und dank ihrer Mitarbeiter, Infrastruktur und Community einiges bewirken.
Aldi Süd unterstützt beispielsweise systemrelevante Berufe, indem sie auf dem Gelände des Universitätsklinikums Frankfurt eine eigene Mini-Filiale eröffnet haben. So wird das Krankenhauspersonal bei seiner täglichen Arbeit entlastet. Volkswagen setzt seine 3D-Drucker seit Anfang April dazu ein, statt Modellprototypen Bauteile für Beatmungsmaschinen zu produzieren. Und bei BeWodden, einem Start-up für handgemachte Accessoires können Kunden im Online Shop jetzt auch Atemschutzmasken aus kleinen Manufakturen bestellen. Gleichzeitig spendet BeWodden bei Kauf auch Masken an Menschen in Not.
Mit diesen Aktionen zeigen Unternehmen den Willen, mitanzupacken und einen Beitrag in der Krise zu leisten. Ganz nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ haben Unternehmen jetzt die Möglichkeit ihre Marke nachhaltig zu stärken.
Erreichen Sie Ihre Kunden – online & offline!
Sie sehen: Mit Engagement, Authentizität und Flexibilität können Sie Ihre Zielgruppe nicht nur erreichen, sondern auch in ihrer jeweiligen Lebenswelt abholen und aktuelle Bedürfnisse befriedigen. Nehmen Sie Kontakt zu Ihren Kunden auf, zum Beispiel durch Social Media oder durch klassische Offline-Kanäle wie einen persönlichen Brief oder eine Grußkarte. So bauen Sie Vertrauen auf und stärken Sie Ihr Unternehmen damit auch für die Zeit nach Corona.
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Bildnachweise: Titelbild: Kritchanut/iStock; Bild 2: onlinemarketing.de; Bild 3: Hermann Wala; Bild 4: svetikd/iStock; Bild 5: instagram.com/asambeauty; Bild 6: RAAB Verlag; Bild 7: Chaay_Tee/iStock; Bild 8: instagram.com/niveamen_de; Bild 9: silberfabrik.com; Bild 10: RAAB Verlag; Bild 11: bewodden.de.
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